Bäuerin aus Leidenschaft: Anni Dorn

Anni: Für mich als Bäuerin heißt es, alte Werte zu bewahren und neue Wege zu gehen. Für uns Bäuerinnen und Bauern ist Nachhaltigkeit das zentrale Prinzip. Sie hat viele Seiten, aber auf unserem Hof dreht sich alles um drei Dimensionen: Umwelt, Wirtschaft und Gemeinschaft.

Morgenlandschaft um den Gabrielshof.
Morgennebel auf den Weiden, Blick vom Gabrielshof auf Christazhofen und die Nagelfluhkette.

Anni: Wir schützen unsere Böden, verzichten auf Chemie und kümmern uns um unsere Tiere, damit alles im Gleichgewicht bleibt. Gleichzeitig setzen wir moderne Technik wie GPS-gesteuerte Düngung und Melkroboter ein, um unsere natürlichen Grundlagen zu schonen.

Bäuerin Anni und Hans-Peter Dorn bei einer gemeinsamen Wanderung.
Anni und Hans-Peter Dorn bei einer gemeinsamen Wanderung zu ihrer Alpweide am Buchenberg.

Anni: Ohne unsere Familie und das gemeinsame Anpacken wäre all das nicht möglich. Für uns bedeutet Nachhaltigkeit, den Hof so zu führen, dass er heute erfolgreich geführt wird und auch zukünftige Generationen davon leben können.

Bäuerin Anni: Zwischen Flächenpflege, Weiden und Bio-Futter

Anni: Als Bäuerin ist es mir wichtig, unseren Hof nachhaltig zu bewirtschaften. Das heißt, wir nutzen unsere Flächen so, dass es der Natur nicht schadet, und achten immer auf sie.

Unsere Tiere sind uns am wichtigsten. Ob im Boxenstall, auf den Nacht-Kurzrasenweiden oder den Alpweiden im Sommer – wir sorgen dafür, dass sie sich wohlfühlen.

Mit dem Wechsel zu Bio-Futter haben wir noch einmal einen wichtigen Schritt gemacht, damit unsere Tiere gesund bleiben und wir richtig gute Produkte erzeugen können.

Biologische Landwirtschaft: Verantwortung für Umwelt

Anni: Früher haben wir auf den Ackerflächen viele Jahre Silomais angebaut. Seit ich als Bäuerin auf Bio umgestellt habe, setzen wir auf mehrjähriges Kleegras im Wechsel mit Bio-Silomais. Das tut dem Boden gut und hilft mir als Bäuerin, die Flächen langfristig fruchtbar zu halten – ohne Chemie und mit Rücksicht auf die Natur.

Gülle punktgenau ausgebracht: Effiziente Düngung dank GPS-Steuerung am Traktor.
GPS-gesteuerte Düngung mit hofeigener Gülle – präzise und nachhaltig.

Anni: Wir düngen komplett ohne Kunstdünger, sondern nur mit hofeigener Milchviehgülle, mit GPS-gesteuertem Traktor. Das ist eine richtig präzise Technik, die dafür sorgt, dass die Gülle nur da landet, wo sie soll. So bleiben die Feldränder und vor allem empfindliche Bereiche wie die Ufer von Wasserläufen geschützt.

Ampfer und Jakobskreuzkraut entfernen wir streng nach den Bio-Richtlinien – ohne Chemie, sondern von Hand. Dafür nehmen wir den Ampferstecher. Das ist echte Arbeit, aber so können wir die Unkräuter stoppen und dafür sorgen, dass unsere Flächen langfristig gesund bleiben.

Tierwohl im Fokus: Platz und Weidezugang

Anni: Ab Mai können unsere Kühe nachts selbstständig auf den Kurzrasenweiden direkt am Hof grasen und jederzeit in den Stall zurückkehren – ganz ohne Weidetor.

So haben sie immer frisches Gras, was ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden fördert. Auf dem ersten Bild im Beitrag sieht man die Kühe auf der Weide vor dem Hof.

Komfortabler Boxenlaufstall mit Tiefbuchten und Gummimatten.
Ein Blick in den modernen Boxenlaufstall: Komfort, Hygiene und Platz für gesunde Kühe.

Anni: Neben der Weide bieten wir unseren Kühen auch im Stall besten Komfort. Der Drei-Reiher-Boxenlaufstall hat großzügige Schieberbahnen mit Gummimatten, die die natürliche Weide imitieren und Klauenprobleme reduzieren.

Die Tiefbuchten, die wir mit einer Mischung aus Stroh, Pferdemist und Kalk füllen, werden regelmäßig aufgefrischt, damit die Kühe gesund bleiben.

Sommerzeit für die Rinder: Alpweiden in Buchenberg und dem Kleinwalsertal

Anni: Für unsere Rinder ist der Sommer die schönste Zeit. Auf den saftigen Alpweiden im Kleinwalsertal und in Buchenberg genießen sie frische Bergluft und nährstoffreiches Gras. Etwa 20 Tiere, die älter als zehn Monate sind, verbringen die Weidesaison auf der Alpe Kuhgehren in Österreich.

Rinder auf der Alpe Kuhgehren im Kleinwalsertal mit beeindruckender Bergkulisse.
Weidende Rinder auf Alpe Kuhgehren mit Blick auf die Berge Elfer, Zwölfer und Liechelkopf.

Anni: Die trächtigen Kühe, die im Herbst kalben, bleiben auf unseren Alpweiden in Buchenberg. Dort grasen sie in aller Ruhe, bevor sie vier Wochen vor dem Abkalbe-Termin zurück auf den Hof geholt werden. Ihre Plätze auf der Weide übernehmen jüngere Tiere. Insgesamt weiden rund 13 Kühe von Anfang Mai bis Anfang Oktober auf unseren Alpweiden in der malerischen Landschaft von Buchenberg.

Rinder auf der Alpweide in Buchenberg an einem sonnigen Sommertag.
Sommerliche Weidezeit: Rinder auf den saftigen Alpweiden in der Gemeinde Buchenberg.

Bio-Kraftfutter: Die Grundlage für gesunde Tiere

Anni: Unsere Tiere bekommen Futter, das genau auf ihre Bedürfnisse abgestimmt ist. Dafür mischen wir sieben hochwertige Futtermittel zusammen. Da ist zum Beispiel Grassilage dabei – Silofutter aus Gras vom ersten und zweiten Schnitt. Wir haben auch Grascobs, das ist getrocknetes und gemahlenes Kleegras sowie Heu vom ersten Schnitt. Dazu kommen Weizenkleie, Stroh aus Gerste und Milchleistungsfutter. Für die Gesundheit unserer Milchkühe mischen wir zusätzlich noch Mineralfutter und Hefe in die Ration – so bekommen sie alle wichtigen Nährstoffe.

Bäuerin Anni Dorn auf dem Heuboden, wo die Futterbestandteile gelagert werden.
Der Heuboden: Hier lagern Heu, Stroh und andere Futterbestandteile.

Anni: Im Sommer passen wir die Fütterung an die Saison an. Zwei Drittel der Mischung geben wir den Tieren im Stall, den Rest fressen sie direkt auf der Kurzrasenweide am Hof. Je nach Wetterbedingungen kann sich diese Aufteilung aber ändern.

Unsere Rinder sind in der warmen Jahreszeit komplett draußen auf den Weiden.

Moderne Technik im Alltag einer Bäuerin

Anni: Mittlerweile gehört moderne Technik für mich als Bäuerin einfach dazu. Sie hilft uns, unsere Tiere besser zu verstehen, ihre Gesundheit im Auge zu behalten und sie optimal zu versorgen. Als Bäuerin schätze ich Maschinen wie den Melkroboter und den Futtermischwagen, die uns die Arbeit erleichtern und effizienter machen.

Nachhaltigkeit und wirtschaftliche Unabhängigkeit gehen bei uns Hand in Hand. Viele unserer Maschinen, die früher mit Diesel betrieben wurden, laufen heute elektrisch – und den Strom dafür erzeugen wir mit unserer Photovoltaikanlage selbst. Das ist nicht nur nachhaltig, sondern macht uns auch unabhängiger von steigenden Energiekosten.

Rinderdatenbank: Wissen über Generationen hinweg speichern

Anni: Die digitalen Systeme auf unserem Hof arbeiten inzwischen eng zusammen und ergänzen sich perfekt. Den Anfang machte unsere Rinderdatenbank, in der wir alle wichtigen Informationen über unsere Tiere über Generationen hinweg speichern. Ob Gesundheitsdaten, besondere Eigenschaften oder Abstammung – diese Informationen helfen uns, unsere Tiere besser zu verstehen und fundierte Entscheidungen zu treffen.

Sebastian Dorn am Computer, wo er alle digitale Systeme administriert.
Sebastian Dorn ist die treibende Kraft hinter der digitalen Transformation des Hofes.

Anni: Der wahre Nutzen dieser digitalen Vernetzung zeigt sich im Zusammenspiel mit den Halsbandsensoren, die uns in Echtzeit wertvolle Einblicke in das Wohlbefinden der Tiere geben.

Mein Sohn Sebastian ist dabei die treibende Kraft. Er sorgt dafür, dass die Computer, das Netzwerk und die Programme reibungslos laufen und unser Hof technisch auf dem neuesten Stand bleibt.

Halsband: Frühwarnsystem für Gesundheit und Brunst

Sebastian: Unsere Kühe tragen spezielle Halsbänder mit Sensoren, die die Bewegungen der Tiere aufzeichnen. Alle 15 Minuten werden die Daten an unser System übertragen und von einem Computer ausgewertet. Eine Antenne auf dem Hof empfängt die Daten und leitet sie direkt weiter.

Sensor-Halsband zur Aufzeichnung der Bewegungen der Kuh.
Aus den Bewegungsdaten kann auf den Gesundheitszustand geschlossen werden.

Sebastian: Aus den Bewegungen der Tiere kann die Software wichtige Schlüsse ziehen: Ob eine Kuh frisst, brünstig ist oder ob ihr Verhalten auffällig ist – diese Daten geben uns rund um die Uhr Einblicke in das Befinden der Tiere.

Anni: Als Biobetrieb ist es für uns besonders wichtig, schnell zu reagieren. Wenn wir früh merken, dass es einem Tier nicht gut geht, können wir oft mit natürlichen Mitteln oder spezieller Pflege helfen und so den Einsatz von Medikamenten deutlich verringern. Das stärkt die Gesundheit der Tiere und hält die Tierarztkosten niedrig.

Melkroboter: Effizient und schonend für Kuh und Euter

Anni: Die Entscheidung für den Melkroboter war nicht einfach, aber wir haben uns bewusst dafür entschieden. Das Melken der Kühe war meine tägliche Aufgabe, und der Roboter macht diese Arbeit viel einfacher. Um die Investition zu stemmen, haben wir an anderer Stelle gespart, zum Beispiel bei der Anzahl und Größe der Traktoren.

Eine Kuh geht selbstständig in den Melkroboter, der sie über ihr Halsband erkennt.
Der Melkroboter lockt die Kuh mit Futter und erkennt sie über das Halsband.

Anni: Der Roboter verteilt die Melkvorgänge gleichmäßig über Tag und Nacht, was die Milchleistung steigert und gleichzeitig die Euter der Kühe schont.

Anni: Für uns als Biobetrieb war das eine nachhaltige und sinnvolle Entscheidung. Wir arbeiten effizienter und fördern die Gesundheit der Tiere.

Hier seht ihr Bäuerin Anni vor dem Melkroboter. Der automatisiert den Melkvorgang.
Der Melkroboter arbeitet vollautomatisch, gesteuert über das System, auf das Bäuerin Anni zeigt.

Futtermischmaschine: Technik, die der Bäuerin hilft

Anni: Unsere Futtermischmaschine ist für den Hof genauso wichtig wie eine Küchenmaschine für den Haushalt.

Anni: Die Futterkomponenten werden genau abgewogen und durch die Luke im Heuboden in den Mischwagen gegeben. Dort sorgt die Maschine dafür, dass alles gleichmäßig vermengt wird.

Futtermischwagen unter der Luke, wo die Futterkomponenten eingefüllt werden.
Der Futtermischwagen steht direkt unter der Luke, durch die die Futterkomponenten eingefüllt werden.

Anni: Durch die Zugabe von Wasser werden die Futterbestandteile optimal gemischt, sodass die Tiere eine ausgewogene Ration erhalten.

Blick durch die Luke in den Futtermischwagen, Wasser wird hinzugefügt.
Der Blick durch die Luke zeigt den Futtermischwagen während der Wasserzugabe.

Anni: Die Maschine erleichtert uns die Arbeit total und sorgt dafür, dass jedes Tier genau das bekommt, was es braucht – und das in höchster Qualität.

Technik und Bau: Fortschritt für Nachhaltigkeit

Anni: Wir haben uns für den elektrischen Radlader entschieden, weil es für die Gesundheit wichtig ist. Vor allem für die Kälber im Stall. Da haben sich früher die Abgase des Diesel-Baggers gesammelt

Heute sorgt der elektrische Radlader nicht nur für saubere Luft, sondern wird auch mit Strom aus unserer eigenen Solaranlage betrieben.

Elektrischer Radlader beim Transport von Futter vom Fahrsilo in den Stall.
Der elektrische Radlader transportiert Futter vom Fahrsilo in den Stall – emissionsfrei und leise.

Anni: Mit den Solarpanels auf dem Dach können wir etwa 70 % unseres Strombedarfs selbst decken. Was dann noch übrig bleibt, speisen wir ins Netz ein.

Solarpanels auf dem Dach des Hofes der Bäuerin Anni zur Stromerzeugung.
Die Anlage auf dem Dach produziert Strom. Sie deckt etwa 70 % des Stromverbrauchs.

Anni: Das passt perfekt zu unserem Anspruch, nachhaltig zu wirtschaften und die Gesundheit unserer Tiere zu fördern.

Familie und Teamarbeit: Der Schlüssel zum Erfolg

Anni: Die Arbeit auf einem Bauernhof ist echte Teamarbeit – und genau das macht uns erfolgreich. Mein Mann Hans-Peter und ich haben den Hof über viele Jahre hinweg geführt, doch jetzt übernimmt die nächste Generation zunehmend Verantwortung. Unser Sohn Sebastian, der Landwirtschaftsmeister ist, bringt frische Ideen und wertvolle Innovationen mit.

Sebastian, der Sohn von Bäuerin Anni, im Stall
Sebastian Dorn bringt frischen Wind in den Stall: Er hat neue Ideen.

Anni: Besonders beeindruckt mich, wie er technische Lösungen mit unseren traditionellen Werten verbindet. Ob es um die Reparatur von Maschinen, die Pflege der digitalen Systeme oder neue Ansätze für die Landwirtschaft geht – Sebastian ist ein echter Motor für die Weiterentwicklung unseres Hofes.

Und das Beste: Als Familie ziehen wir an einem Strang. Als Bäuerin und Teil dieser Familie bin ich stolz darauf, gemeinsam mit meiner Familie den Erfolg unseres Betriebs zu sichern und ihn in eine nachhaltige Zukunft zu führen.

Bäuerin heute: Herausforderungen und Chancen

Anni: Die Arbeit als Bäuerin ist unglaublich vielseitig, aber auch voller Herausforderungen. Wir stehen ständig vor Themen wie dem Marktdruck, der Integration neuer Technik und der Frage, wie die Rolle der Bäuerin in der Gesellschaft gesehen wird. Unser Alltag ist weit mehr, als viele sich vorstellen können.

Marktdruck und Preise: Eine stetige Herausforderung

Anni: Für kleine Betriebe wie unseren wird es immer schwieriger, dem Marktdruck standzuhalten. Besonders belastend ist die Konkurrenz durch Biogasanlagen, die die Pachtpreise in die Höhe treiben. Oft müssen wir mehr zahlen, um Flächen zu halten, oder verlieren sie komplett an besser zahlende Betreiber.

Diagramm mit der Milchpreisentwicklung von 2013 bis 2023

Quelle: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft.

Anni: Die Inflation der letzten zwei Jahre hat die Lage zusätzlich verschärft: Futter, Energie und Maschinen sind teurer denn je, während die Preise für unsere Produkte längst nicht im gleichen Maß gestiegen sind. Das macht es schwer, wirtschaftlich zu bleiben.

Die Milchpreise verdeutlichen die Herausforderungen in der Landwirtschaft. Während der Biomilchpreis zwar stabiler ist als der konventionelle, erfolgen die Anpassungen nur langsam. Da die Steigerungen oft unter der Inflationsrate liegen, verlieren unsere Erlöse real an Wert. Dennoch bietet die Stabilität im Bio-Markt langfristig eine gewisse Sicherheit.

Technik als Schlüssel: Entlastung und Perspektiven schaffen

Anni: „Wir denken nicht nur an die Gegenwart, sondern auch an die Zukunft unseres Hofes – vor allem für die nächste Generation. Unser Ziel ist es, die Arbeitsbedingungen weiter zu verbessern und den Betrieb nachhaltiger zu gestalten.

Unsere nächsten Projekte sind die Einführung eines Fütterungsroboters, der die tägliche Arbeit erheblich erleichtern wird, und die Installation von Akkus zur Zwischenspeicherung unseres Solarstroms.

Diese Akkus sind entscheidend, weil unsere Maschinen zwar wenig Strom brauchen, aber kontinuierlich. So können wir Produktionsschwankungen ausgleichen und überschüssigen Strom sinnvoll nutzen, anstatt ihn ins Netz einzuspeisen.“

Zwischen Klischee und Realität: Der Alltag der Bäuerin

Anni: Als Bäuerin werde ich immer wieder mit vereinfachten Vorstellungen von unserem Alltag konfrontiert. Dabei ist es so viel mehr als Melken und Kochen – und es ist echte Teamarbeit, unabhängig von Geschlecht oder Alter. Ich bin Managerin, Tierärztin, Mechanikerin – und manchmal einfach ich selbst.

Mein Blumengarten ist für mich als Bäuerin ein kleines Paradies, in dem ich nach einem langen Tag abschalten kann.

Bäuerin Anni Dorn inmitten bunter Blumen in ihrem Garten.
Der Blumengarten ist für Anni Dorn ein Ort der Ruhe und Inspiration.

Anni: Für mich zählt aber nicht nur, was ich tue, sondern vor allem, warum ich es tue. Ich liebe meinen Beruf und brenne für das große Ganze. Genau das hat mich auf diesen Weg geführt – nicht wegen des Einkommens oder weil es einfach wäre.

Ich frage ja auch nicht, ob es sich lohnt, Altenpflegerin zu sein. Wer Bäuerin sein will, muss mit ganzem Herzen dabei sein – durch alle Höhen und Tiefen.